Wann: Start: Samstag, 27.09.25 13:00 Uhr, Ende: Samstag, 27.09.25 15:00 Uhr
Tisch: Afterlife
Spielsystem: Chinook Jargon Sprach-Workshop
Chinook Jargon – was soll das denn bitte sein?
Ich erkläre es gerne: Chinook Jargon, auch Chinuk Wawa oder Chinook Wawa genannt und von manchen Quellen einfach nur „Chinook“, „der Jargon“, „Wawa“, „Lelang“ (die Sprache), „die alte Handelssprache“, „Oregon Trade Language“ oder sogar „Hudson-Bay-Sprache“, ist eine historische Pidgin-Kreolsprache, die im frühen bis mittleren 19. Jahrhundert im US-amerikanischen nordwestlichen Pazifikküstenraum (PNW) weite Verbreitung fand, in verschiedenen Gegenden der heutigen Bundesstaaten Oregon und Washington und entlang des Columbia River weit bis auf die kanadische Seite in British Columbia und entlang der Küste bis ins südliche Alaska. Als eine stark vereinfachte Sprache für die schnelle mündliche Kommunikation zwischen Menschen aus sehr verschiedenen kulturellen und ethnischen Gruppen weist sie Wörter aus bestimmten Dialekten des Tschinukischen (Wasco-Wishram-Sprachgruppe), Nootka (eigtl. Nuu-chah-nulth), Haida, Küsten-Salisch (v. a. Chehalis) und weiteren indigenen amerikanischen Sprachen auf, wobei das Chinook den Grundstock des Vokabulars bildet, sowie zahlreiche von den europäischen Siedlern mitgebrachte englische und französische Wörter. Damit hat Chinook Jargon selbst unter den Pidginsprachen einen einzigartigen und faszinierenden Sonderstatus. Ich kann mich sehr glücklich schätzen, diese Sprache bei Autoritäten wie Dr. David Douglas Robertson, Dale McCreery, Alex Code, Jay Powell und ein wenig noch bei dem legendären Duane Pasco (1932 – 2024) gelernt zu haben. Vermutlich bin ich im Moment der einzige Mensch in Mitteleuropa, der sich fließend in dieser Sprache unterhalten kann. Aber das sollte besser nicht so bleiben! Genau darum gibt es nun erstmalig diesen Workshop. Gedacht ist er für generell Sprachbegeisterte, kommunikative und aufgeschlossene Menschen, am interkulturellen Dialog Interessierte, im weitesten Sinne Wildwest-Fans, Live-Rollenspieler oder allgemein Spieler, die für ihre Spielwelten vielleicht auf der Suche nach einer interessanten Geheimsprache sind.
Nach der Meinung vieler Hobby-Sprachenlerner und professioneller Linguisten gehört CJ zu den am leichtesten erlernbaren Sprachen, möglicherweise noch viel leichter als Esperanto und andere. Es gibt mehrere glaubhafte Berichte aus dem 19. Jh., dass manche Trapper, Goldsucher und Cowboys diese Sprache in Grundzügen innerhalb von 30 bis 60 Minuten am Lagerfeuer gelernt und benutzt haben, wenn sie sich mit indigenen Personen („Indianern“) unterhalten mussten. Im Laufe der Zeit haben Menschen aus allen Gesellschaftsschichten Chinook Jargon beherrscht, von völlig verarmten Goldgräbern, Minenarbeitern und Matrosen bis zu katholischen Missionaren, Bischöfen, Richtern, Generälen und Politikern. Mehrere US-Präsidenten beherrschten Chinook Jargon. In der Sprache existieren z. B. viele Zeitungsartikel, Gedichte, Lieder, Lebenserinnerungen, Volkserzählungen und Märchen der Chinook, sogar Werbeanzeigen und zahlreiche persönliche Briefe sowie Gebetbücher und mindestens ein größeres Bibelfragment. Die von Weißen übernommenen englischen und französischen Wörter kann man sich relativ leicht mit normalen Schulkenntnissen in Englisch und Französisch erschließen: „Sprache“ heißt lelang (frz. la langue), „Hände“ heißen lima (frz. les mains), „Zähne“ lita (frz. les dents), „Eier“ lesap (frz. les oefs), „Wolf“ heißt lilu (frz. le loup), „Berge“ oder „Gebirge“ lamotai (frz. la montaigne) usw. Aus dem Englischen wurden z. B. house „Haus“, town „Stadt“, man „Mann“, fall down „stürzen“, get up „aufstehen“, salmon „Lachs“, salt „Salz“, sick „krank“, pait (fight) „kämpfen“, win (wind) „Wind“, kol (cold) „Kälte“ und viele weitere Begriffe übernommen. Wer den Fremdsprachenunterricht in der Schule nie leiden konnte, wird mit Chinook Jargon vielleicht seinen Spaß haben: Das Verb verändert sich niemals, so steht das häufige Wort „tlatwa“ sowohl für den Infinitiv „gehen“ als auch für sämtliche Formen wie auf Deutsch „(ich) gehe“, „(du) gehst“, „geht“, „ging“, „ist gegangen“, „sind gegangen“, „wird gehen“ usw. Die Einzahl und Mehrzahl von Hauptwörtern sind immer gleich. Daher bedeutet „kyutan“ sowohl „Pferd“ als auch „Pferde“, „tayí“ kann ein „Häuptling“ oder mehrere „Häuptlinge“ bedeuten, „lipom“ heißt „Apfel“ oder eben „Äpfel“.
Nach diesem Workshop werdet ihr hoffentlich ein Gefühl für diese Pidginsprache und einen (vielleicht noch rudimentären) Grundwortschatz im Chinook Jargon haben und einfache alltägliche Sätze darin bilden können, z. B. „Wer bist du?“, „Wo wohnst du?“, „Hast du Hunger?“, „Hast du mein Pferd gesehen?“, „Wir sind Freunde“ oder auch „Haut ab!“ Und ich verspreche auf jeden Fall eines: Es ist kein Winnetou-Mist, von wegen „mein weißer Bruder“ oder „Hugh, ich habe gesprochen“ – aber ich kann euch natürlich beibringen, was das jeweils auf Chinook Jargon heißen würde.
Abenteuergenre: Ein spielerischer immersiver Sprach-Workshop
Geeignet für: Anfänger, Ohne Regelkenntnisse